Sie haben das OK für Ihr Übersetzungs- und Lokalisierungsbudget erhalten. Eigentlich kann es jetzt losgehen. Das Problem: Die Summe ist nicht annähernd so hoch, wie Sie gehofft hatten! Nun müssen Sie sich überlegen, wie Sie Ihr Unternehmen trotz des schmalen Etats Ihrer Vision von globalen Märkten und internationalen Produkteinführungen näherbringen. Dabei können Sie selbst mehr tun, als Sie vielleicht denken. Wir stellen Ihnen 5 einfache Schritte vor, mit denen Sie alles aus Ihrem Übersetzungsbudget herausholen – auch wenn es klein ist.
1. Planen Sie Ihre Projekte im Voraus
Hier gilt wie überall: Vorbereitung ist alles. Ein schlecht vorbereiteter Rollout oder ein mit heißer Nadel gestricktes Übersetzungsprojekt kann weitreichende Folgen haben: fehlende Übersetzungen, inkonsistente Terminologie, gemischtsprachige Software-Oberflächen – und in jedem Fall ein erhöhter Review-Aufwand. Es gibt unterschiedliche Wege, ein Übersetzungs- oder Lokalisierungsprojekt vorzubereiten, damit es optimal implementiert werden kann. Einer ist, die Reihenfolge Ihrer Übersetzungsaufträge nach strategischen Gesichtspunkten zu planen. Auf diese Weise können Sie und Ihr Übersetzungsdienstleister ältere Übersetzungen mithilfe eines Translation Memory Systems für die Übersetzungsanalyse nutzen und so die Gesamtkosten und die Durchlaufzeit – auch für spätere Übersetzungen – signifikant reduzieren.
Am besten, Sie nehmen so früh wie möglich Kontakt zu Ihrem Übersetzungsdienstleister auf, um den Zeitplan zu besprechen. Womit wir beim nächsten Punkt wären:
2. Setzen Sie Prioritäten im Hinblick auf Ihr Übersetzungsbudget
Es hilft Ihnen und Ihrem Budget, sich nicht nur zu überlegen, welches Material zuerst übersetzt werden soll, sondern auch, in welche Zielsprachen. Benötigen Sie wirklich alle Inhalte in allen Sprachen sofort? Wenn Sie unsicher sind, können Sie mit Ihrem Dienstleister mögliche Übersetzungsszenarios mit verschiedenen Sprachkombinationen durchspielen. Häufig lässt sich Geld einsparen, wenn Inhalte nicht aus dem Deutschen, sondern aus dem Englischen übersetzt werden, weil die Ressourcenlage für viele asiatische und osteuropäische Sprachkombinationen mit Englisch als Quellsprache oft wesentlich besser ist. In so einem Fall ist es günstig, die Übersetzung ins Englische vorzuschalten – man spricht auch von einer sogenannten Pivot-Sprache – und diese englische Übersetzung als Ausgangstext für die weiteren Zielsprachen zu verwenden.
Auch wenn es immer am besten ist, Ihren Content für die gewünschte Zielgruppe zu lokalisieren – es gibt Märkte, in denen englische Texte eher akzeptiert werden als in anderen. Diese Übersetzung dieser Zielsprachen können Sie also eher hintenan stellen oder sich entscheiden, nur bestimmte Inhalte zu lokalisieren. Wenn Sie beispielsweise Unternehmensvideos in weiteren Sprachen bereitstellen möchten, denken Sie darüber nach, in welchen Regionen synchronisiertes Filmmaterial üblich ist und in welchen nicht. Für Märkte, die an unsynchronisierte Multimedia-Inhalte gewöhnt sind, können Sie Untertitel in Erwägung ziehen, anstatt kostenintensive Synchronisationen zu beauftragen. Auf diese Weise hat Ihr Zielpublikum Zugang zu Ihren Videos, ohne dass die Audiospur bearbeitet werden muss. Das soll nicht heißen, dass die Untertitelung in jedem Fall die bessere Option ist, aber bei schmalen Budgets kann sie eine gute Alternative darstellen.
3. Optimieren Sie Ihren Übersetzungsprozess
Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Sprachdienstleister, damit Sie gemeinsam den besten Workflow für Ihre Bedürfnisse erarbeiten können. Es ist gut möglich, dass sich Ihnen nach diesem Gespräch neue Perspektiven auf Technologien und Workflows zur Prozessoptimierung eröffnen, die sich nahtlos in Ihre unternehmenseigenen Anwendungen wie Ihr Content Management System oder Ihre Datenübertragungslösung integrieren lassen. Ihr Sprachdienstleister berät Sie auch in Bezug auf die geeignete Übersetzungstechnologie für Ihre Inhalte und für spätere Update-Zyklen. Wenn Sie es etwa mit großen Volumen zu tun haben, kann bei einigen Textarten maschinelle Übersetzung mit Post-Editing eine sinnvolle Option mit hohem Einsparpotenzial sein.
4. Prüfen Sie Ihre Dateien
Haben Sie gewusst, dass Sie mit der Art, wie Sie Ihre Inhalte vorbereiten, den Übersetzungsprozess positiv beeinflussen können? Und zwar so, dass Zeit gespart und der Kostendruck minimiert werden kann? Einige Maßnahmen, zum Beispiel die Weitergabe von Quelldateien in editierbaren Formaten (wie .xml, .docx oder .indd) anstelle von PDF-Dateien dürften sich herumgesprochen haben. Andere, wie die Markierung bestimmter XML-Elemente als „neu“, „zu überprüfen“ oder als Softwareoption, sind vielleicht nicht so bekannt, können die Durchlaufzeiten und Review-Schleifen aber deutlich verkürzen. Auf diese Weise verringern Sie das Volumen der zu übersetzenden Texte, ohne Qualitätseinbußen zu riskieren.
Achten Sie außerdem auf Grafiken und Abbildungen mit lokalisierbaren Textelementen. Arbeiten Sie, wenn möglich, mit „lokalisierungsfreundlichen“ Formaten wie SVG-Dateien, oder verwenden Sie Ebenen, die sich einfach extrahieren und später nach der Lokalisierung wieder in die Grafik zurückimportieren lassen.
5. Investieren Sie in mehrsprachiges Terminologiemanagement
Zugegeben: Die Vorbereitung und Verwaltung einer jederzeit aktuellen Terminologiedatenbank, auf die sowohl Autoren als auch Übersetzerteams Zugriff haben, ist eine Investition. Aber eine, die sich sehr schnell auszahlt – nicht nur in Form qualitativ hochwertigerer Inhalte in den Zielsprachen. Eine Termdatenbank minimiert auch Inkonsistenzen bei der Texterstellung in den Quellsprachen. Einwandfreie Quelltexte sorgen wiederum für einen höheren Übersetzungsdurchsatz und steigern die Effizienz von Translation Memorys – und helfen so, Kosten zu sparen.
Wer jedoch das Terminologiemanagement aus Kostengründen aus dem Übersetzungsprojekt ausklammert, spart meist am falschen Ende. Am sinnvollsten ist es, den Terminologieaufbau und die Terminologiefreigabe schon vor dem eigentlichen Übersetzungsdurchlauf anzustoßen. Damit beschränken Sie den späteren Review-Aufwand, denn die Übersetzer und Prüfer können sich auf die abgenommene Unternehmensterminologie verlassen. Die eigentliche Terminologieprüfung kann dann mit maschinellen Prüfroutinen durchgeführt werden, was ebenfalls zeit- und kostensparender ist. Dank der entsprechenden Tool-Unterstützung ist die Verwendung veralteter oder verbotener Terme sowohl bei der Texterstellung als auch bei der Übersetzung nahezu ausgeschlossen. Und last but not least: Ein effektives Terminologiemanagement gewährleistet ein einheitliches und stimmiges Markenimage Ihrer Produkte in allen Sprachen und Märkten.
Es gibt also viele Möglichkeiten, aus dem Übersetzungsbudget mehr herauszuholen, wenn Sie Ihr Projekt strategisch angehen und rechtzeitig mit der Planung beginnen. Setzen Sie sich in jedem Fall vor der Auftragsvergabe mit Ihrem Übersetzungsdienstleister in Verbindung. Wenn Ihre Ansprechpartner wissen, dass Ihnen ein bestimmtes Budget zur Verfügung steht, können Sie Ihnen optimale Workflows empfehlen und Ihnen ein für Ihren Bedarf und Ihr Budget maßgeschneidertes Angebot unterbreiten.
ÜBER DIE AUTORIN
Jenny Nilén ist Marketing Communications Manager bei text&form. Sie beendete ihr Studium der Nordischen Sprachen an der Universität Uppsala mit einem Magisterabschluss, um danach umgehend den Norden zu verlassen und nach Berlin zu gehen. Hier beschäftigt sie sich tagtäglich mit ihrer wahren Leidenschaft: dem Marketing. Heute ist sie für sämtliche Marketing-Belange bei text&form zuständig und verwendet Sprachen primär als Kommunikationsmedium.