Schräger als Fiktion? Ein Tag im Leben eines Projektmanagers

Morgens um Punkt 9 Uhr öffnet Projektmanager Sebastian Binarsch die Tür des Berliner text&form-Büros. Er braucht genau 15 Schritte, ehe er seinen Arbeitsplatz erreicht. Sogleich begrüßt er die bereits anwesenden Kollegen und Kolleginnen mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Noch während sein Computer hochfährt, macht Sebastian einen Abstecher in die Küche, wo er sich die erste Tasse Kaffee des Tages am Espressoautomaten zapft – viele weitere werden folgen. Er balanciert das kostbare Nass vorsichtig die zehn Schritte zu seinem Schreibtisch zurück.

Der Prpjektmanager an seinem Schreibtisch

Am seinem Schreibtisch angekommen, … ja was tut er denn da eigentlich? Also – der richtige Erzähler ist gerade verreist – ich bin bloß die Urlaubsvertretung… Ich habe eine Superidee: Warum erzählt uns Sebastian nicht selbst, was er den ganzen Tag tut? Das wird aufregend! Abenteuerlich! Romantisch! (In der Zwischenzeit gehe ich mir mal einen Kaffee holen).

Ach – übrigens – ich kann dich hören. Wie du meinen Tag „erzählst“…

Oh tatsächlich? Das ist – seltsam!

Wird das hier so was wie Schräger als Fiktion? Wo die Erzählerin den Hauptcharakter um die Ecke bringen will, weil das so besser in den Plot passt?

Wie könnte ich auf so eine Idee kommen? Gute Projektmanager sind nicht einfach zu kriegen – so einen abzumurksen, wäre die reinste Verschwendung! Also erzähl mal: Wie geht’s dann weiter, wenn du wieder am Schreibtisch sitzt?

Das klingt logisch. Also gut, nachdem ich den PC gestartet und den ersten Kaffee neben mir platziert habe, geht es zunächst darum, den Posteingang zu kontrollieren und die E-Mails abzuarbeiten. Nicht selten finden sich darunter eilige Anfragen oder dringende Rückfragen der Übersetzer. Hier gilt das Motto: In der Ruhe liegt die Kraft.

Denn über zwei wichtige Eigenschaften sollte ein Projektmanager verfügen: Geduld und Belastbarkeit.

Geduld sollte ein Projektmanager deswegen mitbringen, weil nicht immer alles auf Anhieb klappt, wie man es geplant hatte. So auch an diesem Morgen: Ein Übersetzer, der eine dringende Übersetzung in einem der von uns eingesetzten Translation Memory Tools vornehmen sollte, kann die Datei nicht fristgerecht liefern. Dies liegt aber weniger an ihm selbst als an den Tücken der Software. Da ich mich dieser eiligen Angelegenheit zuerst annehmen muss, erstelle ich mir gedanklich einen Plan, wann und in welcher Reihenfolge ich die weiteren Mails abarbeite. Immer Schritt für Schritt.

Nachdem das Problem mit dem Tool behoben ist, kann ich praktischerweise dort direkt weiterarbeiten. In der Zwischenzeit sind nämlich Aufträge eingetroffen, die nur in hier bearbeitet werden können. Da die Kundenbindung und -zufriedenheit in unserem Unternehmen essenziell sind, bestätige ich den Erhalt des Auftrags und kümmere ich mich darum, dem Kunden den gewünschten Liefertermin schnellstmöglich zuzusagen.

Entschuldige, Sebastian, ich muss dich das fragen: Warum genau tust du das alles?

Für mich ist das Projektmanagement ein wahnsinnig spannendes und breites Feld. Mir gefällt an diesem Beruf am meisten, dass die Aufgaben abwechslungsreich sind und kein Tag dem anderen gleicht. Ein Projektmanager muss mehrere Fähigkeiten mitbringen und auf verschiedene Bereiche anwenden können. Dazu zählen nicht nur Zuverlässigkeit, Ordnungssinn und Flexibilität, sondern auch Kenntnisse in Fremdsprachen, Buchhaltung sowie der Koordination und Abwicklung von zeitlich befristeten Projekten.

Hmm … faszinierend.

Wo war ich stehengeblieben? Also nach meinem Studium der Anglistik und Romanistik –

Romanistik wie in “Oh Herbert, du bist so gutaussehend und charmant. Aber ich kann meinen Manni nicht verlassen und mit dir nach Wanne-Eickel gehen!“ Ungefähr so romantisch?

Äh – es geht um romanische Sprachen – nicht romantische… Das ist hier doch keine Seifenoper. Das ist Business. Mir war es nach meinem Studium der Anglistik und Romanistik wichtig, meine Sprachkenntnisse mit meinem Organisationstalent vereinbaren zu können. Das Projektmanagement innerhalb eines Übersetzungsbüros stellt einen Projektmanager jeden Tag vor neue Herausforderungen. Herausforderungen, die ich mit Elan und Durchhaltevermögen und Humor gut und gerne meistere.

Das ist die richtige Einstellung!

Als nächstes auf der Tagesagenda steht ein Meeting – ich brauche also definitiv mehr Kaffee. Also auf in unseren Konferenzraum, den wir nicht nur für unsere wöchentlichen PM-Sitzungen nutzen, sondern auch für Schulungen oder Rücksprachen über besonders aufwendige Projekte, die intensivere Vor- und Nachbereitung benötigen. In der PM-Sitzung kommen alle Projektmanager und Projektmanagerinnen zusammen, um wichtige Informationen auszutauschen – beispielsweise über neue Lieferanten, IT-relevante Informationen und Abwesenheiten –

Außerdem wirst du hier gnadenlos von den anderen PMs auseinandergenommen –fiese Typen. Die warten doch nur drauf, dich in die Pfanne zu hauen, um selbst schnell die Karriereleiter raufzukommen – natürlich ganz selbstlos im Sinne der Firma …

Quatsch! Die anderen PMs sind genauso nett wie ich und wir sind ein tolles Team. Im Übrigen ist es wichtig, sich auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Dadurch können wir einen reibungslosen Service für unsere Kunden gewährleisten und potenziellen Problemen aktiv entgegenwirken.

OK – was soll ich dagegen noch sagen?

Nichts. Freut mich, wenn ich dich überzeugen konnte. Zurück an meinem Arbeitsplatz, erreicht mich eine Übersetzungsanfrage, das heißt konkret, die Kundin benötigt ein unverbindliches Angebot. Für so ein Anliegen ist mitunter ein kurzer Anruf nötig, in dem sich schon vorab spezifische Anweisungen abklären lassen. Unterstützung bietet uns das Projektmanagementtool, das uns ermöglicht, schnell und unkompliziert Angebote anzulegen, Übersetzer auszuwählen und Projekte zu starten. text&form arbeitet nach dem 4-Augen- und Stammübersetzerprinzip, und mit wenigen Handgriffen lässt sich im Projektmanagementtool herausfinden, welche Lieferanten für die Sprachkombination und das Fachgebiet in Frage kommen. Stammübersetzer sind mit den Textsorten des jeweiligen Kunden vertraut, sie kennen die kundenspezifische Terminologie und pflegen das für jeden Kunden angelegte Translation Memory. In der Verwaltungsoberfläche lässt sich filtern, welche Lieferanten bereits für einen Kunden gearbeitet haben. Praktischerweise gibt darüber auch die von unsere STÜBLI (poetisch für Stammübersetzerliste) Auskunft, die immer up to date ist.

Das machst du alles an einem Morgen? Und ich dachte, dein Job wäre einfach. Ich meine, klar, einfacher als Erzähler zu sein, ist er natürlich schon.

Ich mach dir einen Vorschlag: Wir tauschen morgen mal… Also gegen 13 Uhr startet die alltägliche Mittagspause, in der wir uns eine kleine Auszeit nehmen, uns für ein paar Minuten zurückziehen und E-Mails erst einmal E-Mails sein lassen.

Austausch und Kaffeepause

Nach dieser kleinen Verschnaufpause kehre ich mit neuem Schwung zurück an meinen Arbeitsplatz. Das E-Mail-Postfach hat sich in der Zwischenzeit wieder gut gefüllt. Meine Kunden, die tendenziell eher ab mittags aktiv werden, erkundigen sich nach Angeboten oder schicken neue Aufträge.

Am Nachmittag erhalte ich einen speziellen Auftrag. Ein Kunde hat uns aus einer Niederlassung neue Übersetzungen für bereits übersetzte Produkte weitergeleitet. Wir sollen unsere Einträge im Translation Memory und in der Termdatenbank entsprechend anpassen. Diese Datenbankpflege ist von großer Bedeutung, da so garantiert werden kann, dass dem Übersetzer die vom Kunden vorgegebenen Fachbegriffe und Produktbezeichnungen zur Verfügung stehen und das Corporate Image des Kunden konsequent gewahrt bleibt.

Gegen 17:30 Uhr, manchmal kann es auch etwas später sein, neigt sich der Arbeitstag dem Ende entgegen.

OK – ich denke, ab hier komme ich allein klar. Um 17.30 Uhr bereitet Sebastian den nächsten Tag vor: Er schreibt seine Prio-Listen, macht sich Notizen zu laufenden Projekten und Deadlines – und genießt dabei in Ruhe eine Tasse – Tee (Kaffee hatte er genug heute). Dann geht er nach Hause. EN–

Warte mal. Ich möchte die Erzählung meines Tages selbst beenden: „Wir gehen dann zufrieden nach Hause, wenn wir unseren Kunden fristgerecht professionelle Übersetzungen zu fairen Konditionen geliefert haben.” Das ist unsere Devise. Und mit dem Wissen, mein Bestes gegeben zu haben, damit unsere Kunden genau die Übersetzung bekommen, die sie sich wünschen, kann ich beruhigt schlafen gehen.

Besser hätte ich es nicht sagen können.

– ENDE.

Autoren

ÜBER DIE AUTOREN

Sebastian Binarsch arbeitet seit 2016 als Projektmanager bei text&form. Wenn er nicht im Büro Übersetzungskunden betreut, verbringt er gern Zeit an sonnigeren Orten. Zum Beispiel in Barcelona.

Charlotte Chase (unsere Erzählerin) unterstützt  das Marketingteam bei text&form seit Dezember 2017. Die gebürtige Kanadierin liebt Eishockey und spielt auch ganz gern mit Sprache.